Es kam vor, dass wir auf den zahlreichen Messen, die wir dieses Jahr besuchten, Diskussionen über den Preis unseres BAJAO Cabin führen mussten. Einige Gäste waren der Meinung, dass unser BAJAO Cabin nicht mehr als 200 Euro kosten dürfe. Aber wie viel darf ein Zelt eigentlich kosten und ab wann ist es zu teuer? Wir haben uns der Fragen einmal angenommen und schildern unsere Sicht der Dinge.

Fangen wir mit der grundlegenden Frage einmal an: Woraus setzt sich der Preis für ein Produkt eigentlich zusammen? In unserem Beispiel handelt es sich natürlich um unser erstes Produkt: BAJAO Cabin. Ein Zelt, das sich auf einem Paddelboard aufbauen lässt und dadurch die Übernachtung auf dem Wasser ermöglicht. Oder an Land. Oder dem Autodach… BAJAO Cabin ist das Schweizer Offiziersmesser unter den Zelten.

Der Stoff

Zum einen ist da natürlich einmal das Material. Im Einkauf legt man den Grundstein für die späteren Kosten. Wir haben hierbei nicht unbedingt wirtschaftlich gedacht, sondern uns für das beste und am besten geeignetste Material entschieden. Statt Polyester haben wir deutlich teureres und leichteres Ripstop Nylon gewählt. Warum? Weil Nylon für unser Produkt die wesentlich besseren Eigenschaften hat. So ist es z.B. bis zu einem gewissen Maße dehnbar, es ist leiser, robuster und länger haltbar. Je dünner und leichter ein Stoff ist, desto teurer wird er übrigens auch und wir haben uns für extrem leichten, aber robusten Stoff entschieden.

Die Beschichtung spielt auch eine wichtige Rolle, nicht nur im Preis, auch im späteren Handling und der Langlebigkeit. Unser BAJAO Cabin, das SUP Zelt, ist außen zweifach silikonisiert und innen PU-beschichtet. Eine PU-Beschichtung außen hätte es auch getan, um es wasserdicht zu machen. Aber Silikon ist nicht einfach nur dicht, das Wasser perlt ab. Und der Effekt bleibt. Auch kleinere Löcher, z.b. von Brombeeren oder anderen Dornen, können einfach wieder „zugerieben“ werden. Eine wirklich tolle Sache. Die PU-Beschichtung innen brauchen wir, um die Nähte vertapen zu können. Dadurch sind die Nähte wasserdicht.

Der Boden ist aus einem robusten 150D Oxford Polyester. Auch hier mussten wir auf allerhöchste Qualität setzen, da an unserem Boden Riemen vernäht sind, mit denen das SUP Board in den aufblasbaren Rahmen integriert wird.

Der Rahmen

Wir haben uns bei der Konstruktion unseres Luftgestänges an der Kitesurf-Industrie orientiert. Unsere ersten Prototypen haben wir aus alten Kites gebastelt. Bei den Bladdern, also den Luftschläuchen der Kites und Wings, nutzt man TPU. In der Zeltherstellung kommt oft PU zum Einsatz. Aber wo ist der Unterschied? Um es einfach zu machen:
TPU ist elastischer, temperaturbeständiger, abriebfester, rutschfester und robuster. Aber eben auch viel viel teurer. PU hingegen hat in unseren Tests nicht die gewünschte Sicherheit gewährleisten können und war zu anfällig für Undichtigkeiten. Wir haben in all unseren zweijährigen Tests bisher noch nicht ein Loch in unseren TPU-Rahmen gehabt. Das liegt vermutlich auch daran, dass wir uns für ein stärkeres TPU als in Kites entschieden haben. Unsere SUP Zelte sollen zwar vieles, aber nicht fliegen.

Fazit: Am Material konnten wir aufgrund des Einsatzes also nicht sparen, sondern haben eher auf allerhöchste Qualität geachtet. Einen nicht unerheblichen Teil des Preises macht also unser Material aus.

Die Produktion macht neben dem Material einen beachtlichen Anteil der Kosten aus. Wir haben unser Produkt in China herstellen lassen. Wir haben viele Produzenten angefragt, uns die Herstellungsverfahren angeschaut und die Qualität verglichen. Nicht jeder Hersteller kann nähen und schweißen und hat darüber hinaus noch eine gute in Deutschland sitzende Entwicklungsabteilung, mit der wir über zwei Jahre intensiv gearbeitet haben.

Sicherlich hätten wir auch einen günstigeren Produzenten finden können, aber ein SUP Zelt ist neu und hat spezielle Anforderungen. Noch dazu musste unser Produzent sämtliche Zertifikate aufweisen können. ISO, Fairer Umgang mit Mitarbeitern, keine Kinderarbeit etc.

Wir sind glücklich mit der Wahl unseres Produzenten, denn wir konnten in jedem Entwicklungsstadium Muster bestellen und testen. Nur so können wir die Sicherheit unseres Produktes garantieren.
Zudem sei angemerkt, dass man in Fernost zwar „billigen Scheiß“ erhalten kann, aber eben auch hervorragende Qualität. Die Entwicklung unseres Produktes wäre aufgrund der komplexen Anforderungen und wirklichen Neuerung dort nicht möglich gewesen und zur Corona-Hochzeit war Reisen auch nicht möglich, daher haben wir uns bewusst für eine Produktion mit Entwicklungsabteilung in Deutschland entschieden.

Fazit: Auch an der Produktion hätten wir sparen können und ein minderwertiges Produkt auf den Markt werfen können. Haben wir aber nicht.

Denken, zeichnen, nähen, ausprobieren, scheitern, umdenken, neu machen… Alles, nur nicht entmutigen lassen. Bis der Prototyp steht. Als wir nach drei Jahren an diesem Punkt standen, hat es noch 2 Jahre gedauert, bis wir die ersten fertigen Produkte in den Händen halten konnten. Die Entwicklung kann man vorher nicht planen und auch nicht in Zahlen erfassen. Aber wir haben über Jahre immer wieder unzählige Stunden in unser Projekt investiert. So lange, bis unser schärfster Kritiker zufrieden war: Wir selbst.

Fazit: Wie soll man die Entwicklungszeit für ein komplett neues Produkt realistisch beziffern? Wir haben es nicht getan, sondern haben jeden Augenblick der Entwicklung genossen und gefeiert. Dennoch haben wir die Hoffnung, dass es trotzdem ein bisschen von dem ein oder anderen ins Kalkül einbezogen wird.

Unser SUP Zelt BAJAO Cabin ist etwas, das nicht jeder haben muss und auch gar nicht haben soll. Es ist ein Zelt, das den höchsten Expeditionsstandards entspricht. Aber es ist speziell für den Einsatz mit SUPs konzipiert. Das ist aktuell noch eine kleine Zielgruppe, die aber ein enormes Wachstum hat. Warum auch nicht? Mehrtagestouren mit dem Kanu sind schon lange Usus und das SUP bietet hier sogar einige Vorteile. Aber aktuell hätten wir uns große Stückzahlen noch gar nicht leisten können. Wir sind ein kleines, aufstrebendes Start Up und machen alles aus eigener Kraft. Kleine Stückzahlen bedeuten auch hohe indirekte Kosten pro Stück, höhere Einkaufskosten, höhere Produktionskosten usw. Da können wir natürlich nicht mit den großen der Branche mithalten.

Fazit: Größere Stückzahlen bedeuten günstigeren Einkauf. Aber als StartUp können wir uns hohe Auflagen natürlich nicht leisten.

Wir hätten durch einen reinen Direktvertrieb, also direkt an den Endkunden, vermutlich günstiger anbieten können. Aber wir sprechen bei BAJAO Cabin über ein erklärungsbedürftiges Produkt. Und egal ob es nun 199 oder 599 Euro kostet: Solch eine Investition will gut bedacht sein. Daher haben wir uns im Vertrieb für die Kombination aus eigenem Onlineshop und Fachhandel entschieden. Hier können alle eure Fragen kompetent und richtig beantwortet werden. Aber natürlich möchte der Handel auch von etwas leben und daher rechnen wir eine Gewinnspanne für den Fachhandel mit ein.

Fazit: Direktvertrieb wäre günstiger, aber wir stehen auf Beratung. Und wir stehen auf den Laden um die Ecke. Daher haben wir uns dazu entschieden, dass der Fachhandel ein Stück von unserem Kuchen abhaben soll.
 

Wir sind einzigartig. Und ebenso sind auch unsere Kunden. Wer ein Zelt von der Stange haben möchte - Feel free. Natürlich kann man eine Mehrtagestour auch mit einem 39 Euro Einweg-Zelt eines Discounters machen. Oder dem 149 Euro Massenware-Zelt aus Polyester. Das ist vollkommen OK. Aber vergleiche es nicht mit einem BAJAO Cabin! Versuche mal ein anderes Zelt auf einem SUP aufzubauen. Oder dein Zelt auf dem Wasser oder Autodach zu nutzen. Wer einen guten Geschmack hat und etwas besonderes möchte, greift zu einem BAJAO Cabin und wird zum SUP Nomaden.

llerdings muss man sich über einen Aspekt im Klaren sein. Es wurde bereits als „the BAJAO-Effect“ bezeichnet. Egal wo man übernachtet, man wird jedes mal angesprochen!

Fazit: Wir könnten es aufgrund seiner Einzigartigkeit sogar noch viel teurer verkaufen. Oft genug wurde uns dazu geraten. Aber wir sind nicht gierig. Jeder der ein BAJAO Cabin haben möchte, soll es auch bekommen. Sogar auch in bis zu 3 Monatsraten.

Versand, Zoll und Steuern
Unabhängig davon, dass die Versandkosten erheblich gestiegen sind, was sich natürlich im Preis niederschlägt, berechnen sich die Zölle und Steuern auf alle kumulierten Kosten. Und die Zölle auf Zelte sind in Deutschland mit 12% vergleichsweise hoch.

Gehalt
Unser Team ist sehr klein und wir erhalten zu diesem Zeitpunkt noch kein Gehalt. Aber wir planen natürlich, irgendwann mal die Nebenjobs an den Nagel hängen zu können und von unserer Arbeit leben zu können. Ein wenig Gewinn haben wir daher einkalkuliert.

Marketing
Unser Ziel ist es, BAJAO zu einer bedeutenden Marke aufzubauen. Aber das ist noch ein steiniger Weg. Dennoch müssen wir dich natürlich auf uns aufmerksam machen. Wir versuchen unser kleines Budget mit viel Engagement und Einsatz zu kompensieren. Aber auch das muss natürlich finanziert werden.

Forschung und Entwicklung
Last but not least wollen wir natürlich gerne weiter neue und sehr gute Produkte entwicklen und für Euch produzieren. An Ideen mangelt es nicht, aber auch diese müssen umgesetzt werden. Und dafür brauchen wir natürlich Etat.

Die Antwort:

Wie lässt sich also die Ausgangsfrage, wieviel ein Zelt kosten darf, beantworten? Wer das hier gelesen und verstanden hat, kennt die Antwort. Es ist nicht nur die Addition von Herstellungskosten, sondern man muss schon ein bisschen weiter denken. Jeder der sich zum Kauf eines solch exklusiven Produktes entscheidet, erkennt den Wert und ist vermutlich genauso besonders wie ein BAJAO Cabin.

Vielen Dank!

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