Der Markt an SUP-Boards ist allmählich wirklich unüberschaubar. Jedes Jahr kommt eine Vielzahl an neuen Marken und vermeintlichen Innovationen auf den Markt. Aber was macht ein Touring-SUP eigentlich zu einem guten Touring Board? Welche Kriterien sollte es erfüllen und welche Punkte sind wirklich wichtig? Hierauf eine allgemein gültige Antwort zu finden ist unmöglich!
Unser Ansatz ist natürlich der, dass wir Euch Boards vorstellen, die wir wirklich getestet haben. Wir sind die Boards über lange Strecken gepaddelt und haben mit einigen von ihnen auch Mehrtagestouren unternommen. Touring bedeutet für uns nicht einfach nur, schnellstmöglich von Punkt A zu Punkt B zu kommen, sondern SUP-Touring bedeutet in unseren Augen immer auch „Abenteuer“.
Der Weg ist das Ziel
Wir möchten hierzu den etwas abgedroschenen Spruch „Der Weg ist das Ziel“ bemühen. Es geht also nicht primär um Geschwindigkeit und somit haben wir unsere Bewertungskriterien anders definiert. Doch wir fangen mit der Basis-Frage an: Was unterscheidet ein Touring-SUP von anderen SUP-Shapes?
Typische Merkmale eines Touring-SUPs
In diesem Artikel gehen wir hauptsächlich auf inflatable (aufblasbare) Touring-Boards ein, da diese gerade auf Mehrtagestouren den Hardboards in einigen Punkten überlegen sind.
Hardboard oder iSUP für lange Touren?
Keine Frage: wir sind SUP-Nerds und bevorzugen Hardboards für unsere täglichen SUP-Trips. ABER vor allem für lange, mehrtägige SUP-Touren und SUP-Abenteuer, iSUPshaben aufblasbaren Touring-Boards die Nase vorn. Jeder, der sein SUP schon einmal um eine Schleuse herumtragen oder das Board über eine hohe Kante aus dem Hafenbecken hieven musste, weiß genau, wovon wir sprechen. Das Anlanden auf felsigen Uferabschnitten, um das Lager aufzuschlagen, bringt dich mit einem Hardboard an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Es passiert leicht, dass man mit der Nase gegen einen Felsen oder mit dem Heck gegen die Uferkante stößt. Abgesplitterter Lack oder sogar Löcher sind die Folge. Ein iSUP ist in der Regel nicht nur leichter, sondern auch viel unempfindlicher als ein Hartboard. Außerdem lässt es sich schnell zusammenpacken, zum Beispiel um eine kurze Strecke mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen.
Ein nicht unwesentlicher Vorteil, der speziell für BAJAO interessant ist: Du kannst das Board als Isomatte nutzen und dein BAJAO Cabin darauf aufbauen, und so auf deinem SUP übernachten.
Ein Nachteil ist natürlich, dass man bei einem iSUP sehr eingeschränkt ist, was die Formen des SUPs angeht. Ein richtiger Verdrängerrumpf ist mit Dropstitch nicht umzusetzen. Du hast immer runde Rails und eine runde Nose. Da wir allerdings nicht auf totale Performance beim Touring gehen, steht dieser Nachteil hinter den Vorteilen zurück. Zudem sind iSUPs kostengünstiger in der Anschaffung als Hardboards.
Länge läuft, so sagt der Seemann. Ein längeres Board läuft schneller und besser geradeaus. So simpel, so treffend. Der Nachteil: Du bringst es schwerer um die Kurve. Halb so wild, einfach einen Schritt nach hinten gemacht, die Nose aus dem Wasser gelupft, eng geturnt und ab geht die wilde Fahrt. Wäre da nicht das Gepäck vor uns, das die Nose vehement herunter drückt und das Gepäck hinter uns, das uns einfach nicht weit genug nach hinten schreiten lässt. Daher ist bei einem Touring-SUP die Länge nicht immer ausschlaggebend. Als klassisches Maß hat sich eine Länge von 12.6 durchgesetzt. Aber auch kürzere Touring-SUPs können durchaus Sinn ergeben, gerade für leichtere oder kleinere Paddler. Man sollte für sich die richtige Länge des SUPs finden. Möchtest Du schneller unterwegs sein und nimmst dafür die geringere Drehfreudigkeit in Kauf, greife zu einem 14-Fuß-Board. Wenn Du lieber etwas agiler bist und die Geschwindigkeit eher zweitrangig ist, dann kannst Du auch an einem 11.6 oder 12er Freude haben. Die goldene Mitte ist nach wie vor ein 12.6.
Beim Hardboard sieht es natürlich auch wieder ganz anders aus, denn hier kannst Du wählen zwischen flachem Deck, Dugout, mit Hump oder ohne etc. Aber wie bereits vorab erwähnt, konzentrieren wir uns in diesem Artikel auf iSUPs.
Die richtige Breite eines Touring-SUPs
In den vergangen Jahren haben wir immer stärker beobachtet, dass Touring-SUPS schmaler und schmaler werden. iSUPs mit Breiten unter 28 Inch sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Auch 26-Inch-Boards werden heute als Touring-SUPs tituliert. Was man vor wenigen Jahren noch als Raceboard bezeichnete, rangiert mittlerweile unter Touring-Board. Dieser Trend geht vollkommen an dem eigentlichen Einsatzzweck von Touring-SUPs vorbei und zeigt, dass viele Hersteller den Bereich Touring falsch interpretieren, komplett vernachlässigen oder keine Ahnung haben. Ein Touring-Board darf gerne eine Breite von 30 - 34 Inch aufweisen. Wir hören schon den Aufschrei der SUP-Szene: 34 Inch? Da kann ich ja gleich auf einer Tür paddeln. Bullshit! Wir reden hier nicht von Sporttourern, die dafür gebaut sind, gegen die Uhr zu paddeln. Wir sprechen von reinrassigen Touring-SUPs, die genügend Volumen bieten müssen, um Gewicht zu tragen, Platz für Gepäck haben und ausreichende Stabilität bieten, um dich nicht beim kleinsten Kabbelwasser baden zu schicken. Noch einmal: SUP-Touring ist nichts für Speedjunkies, sondern für Abenteurer. Und Hand aufs Herz, wer Angst vor zu geringer Geschwindigkeit auf einem 33-Inch-Board hat, braucht eher einen Technikkurs als ein schmaleres Board. Zudem: Hast Du schon einmal versucht, ein Touring-SUP mit Gepäck bei ein wenig Seitenwelle zu paddeln? Dann weißt Du genau, wovon wir sprechen. Das bringt uns auch schon zum nächsten Punkt: Gepäck mitnehmen.
Gepäcktransport auf einem Touring SUP
Wenn Du eine längere SUP-Tour planst, muss natürlich auch Gepäck auf deinem Board Platz finden. Auf nahezu jedem SUP hast Du auf dem vorderen Drittel Gepäcknetze, um dein Hab und Gut zu verstauen. Der Klassiker ist hierbei der Bungeestrap, der zwischen vier bis sechs D-Ringen gespannt ist. Bei einem durchdachten Touring-SUP hast Du am Heck ein weiteres Gepäcknetz, um noch mehr Gepäck verstauen zu können.
Einige Marken bieten Gepäcknetze, die das seitliche hinausrollen des Gepäcks verhindern. Praktisch, wenn sich unter deinem Gepäck viele Einzelteile befinden, wie zum Beispiel Wasserflaschen etc. Auf einer Tour wirst Du allerdings deine Ausrüstung meist in einer wasserdichten Tasche mitführen, weshalb dieses Feature allenfalls nice to have ist. Wichtiger ist, dass Du alle Packstücke sicher und fest verspannen kannst. So fest, dass sie auch im Falle des Kenterns fest am Board bleiben. Schließlich möchtest Du nicht, nachdem Du dich selbst zurück aufs Board gehievt hast, auch noch nach der Tasche mit den frischen Schlüppies und der Zahnbürste tauchen gehen.
Optimalerweise greifst Du hierbei nach einem Gepäcksystem, das sich fest an den vorhandenen Halterungen verankern lässt. Leider gibt es bisher wenig wirklich Gutes am Markt, aber wir arbeiten daran.
Die Position des Gepäcknetzes ist auch nicht unwichtig. So sind bei einigen Boards die Gepäcknetze unnötig weit vorne, was bei schwererem Gepäck die Nase zu stark runter drückt und das Board instabil macht. Genauso wenig sinnvoll ist es, das Gepäcknetz zu sehr im Boardzentrum zu positionieren, also nahe am Tragegriff. Das schränkt deinen Bewegungsspielraum unnötig ein.
Finnen-Setup beim Touring-SUP
Heiß diskutiert und dabei ist es so einfach: Für ein Touring-SUP brauchst Du nur eine Center-Finne. Auch hier sehen wir bei verschiedenen Herstellern Trends, die das Touring-SUP um Sidefins erweitern. Die Rede ist von diesen kleinen Finnen, rechts und links vor der großen Finne in der Mitte. Mal auf den Punkt gebracht: Das ist unnötiger Unfug! Die Centerfinne reicht aus, um deinem Board die Stabilität zu geben und um die Richtung zu halten. Die Sidefins erhöhen das Packmaß unnötig (beim Zusammenrollen des Boards) und stören eher als das sie nützen.
Wichtiger ist eine Touring-Finne, die ein bisschen mehr Fläche bietet als eine Sichelfinne. Wobei auch diese Finne nur mäßigen Einfluss hat, wenn die Paddeltechnik nicht stimmt.
Wir favorisieren das klassische und altbewährte US-Box-Finnensystem. Eine Ersatzfinne bekommst Du in jedem Surfshop für kleines Geld, sollte mal etwas kaputt gehen. Die Slide-In-Finnen oder noch unorthodoxere Systeme bieten in der Regel weniger Stabilität und haben oftmals scharfe Kanten. Noch dazu sind solche Finnen oft aus weichem Material und brechen daher leichter als selbst günstige Composite-Finnen.
Bei Touring-Hardboards sind Sidefins übrigens so gut wie nie verbaut.
Wir möchten eigentlich nicht auf einzelne Marken eingehen, aber in diesem Falle machen wir eine Ausnahme:
Ganz neu und uns nur von RedPaddle bekannt: Anstelle einer Centerfinne werden zwei nebeneinander angeordnete Finnen verbaut. Beide nur minimal kleiner dimensioniert als eine Centerfinne. Der Vorteil den sich der Hersteller davon verspricht: besserer Geradeauslauf und geringerer Tiefgang. Beides können wir nach Tests bestätigen, allerdings macht es das Manövrieren auch schwerer. Abhilfe schafft ein Pivotturn, der allerdings mit ordentlich Gepäck auf dem Board nahezu unmöglich ist. Die Besonderheit bei den Touring-Boards von RedPaddle ist die V-Form im Rumpf. Dies wurde nicht von RedPaddle erfunden (bekannt war uns das Verfahren bereits zwei Jahre zuvor von anderen Firmen), aber in der neuen Voyager-Serie konsequent umgesetzt.